Erstellt, am 29.01.2007
Letzte Änderung, am 16.08.2014
Eigenschaften
von Nickel Metall Hydrid Akkus
NiMH
Zellen haben einen etwas anderen Aufbau als NiCd Zellen und
funktionieren grundsätzlich anders. Die bei NiCd Akkus giftige
Cadmium Elektrode wurde durch eine Metalllegierung ersetzt, welche
Wasserstoff speichern kann. Diese Speicherung erfolgt drucklos, wodurch
die Gefahr eines überdrucks relativ gering ist. Durch die
chemische Reaktion zwischen Wasserstoff und Nickel wird der Strom
gespeichert. NiMH Zellen haben eine relativ gute Energiedichte, d.h.
bei gleichem Gewicht haben sie mehr nutzbare Kapazität als
NiCd Zellen. Ein weiterer Vorteil ist der fast nicht vorhandene
Memoryeffekt. Es genügt ein sehr seltenes Entladen um frische und volle Zellen zu haben, "nur
nachladen" ist bei
NiMH Zellen möglich.
Wie alles auf der Welt
haben leider NiMH Akkus auch ihre Nachteile
, überladung
wird die
Zellen nachhaltig schädigen. Dieses
Problem wird noch dadurch verstärkt, dass das beliebte
Delta-Peak
Prinzip zur Abschaltung von Ladegeräten bei NiMH Zellen nicht
immer zuverlässig funktioniert. Eine zusätzliche
temperaturgesteuerte
Abschaltung wäre wesentlich sicherer, was aber nur wenige moderne
Lader können. Weiters haben klassische NiMH Zellen
eine relativ hohe Selbstentladung, was deren Lagerfähigkeit
verschlechtert. NiMH Akkus sollen (im Gegensatz zu NiCd Zellen)
immer halb bis randvoll geladen, gelagert werden. Da sie diese Ladung
allmählich verlieren, müssen sie in
regelmäßigen
Abständen geprüft und nachgeladen werden. Ein
weiterer Nachteil ist der höhere Innenwiderstand, weshalb sich
NiMH
Akkus für Hochstromanwendungen schlechter eignen. Gebrauchte NiMh
Akkus mit herkömmlicher Technik können als Akkublock nach
längerer Lagerzeit, stark unterschiedliche Selbstentladeraten
aufweisen. Dann könnte eine Entladung mit höherer Last an
gelagerten NiMh Akkublocks, die schwächer geladenen Zellen
beschädigen oder völlig zerstören. Der Ladestand von
NiCd und NiMh Akkus beginnt unmittelbar
nach Ladeende durch die Selbstentladung zu sinken, weshalb viele
moderne Computerladegeräte anschließend mit geringen
Strömen, eine Erhaltungsladung
durchführen. An jungen NiMh Akkus beträgt
der Ladungsverlust in den ersten 24 bis 48
Stunden nach Ladeende ungefähr 10 Prozent und danach weitere 10
bis 30 Prozent im ersten Monat. Die Selbstentladung betagter NiMh Akkus
kann aber auch mehr
als 50 Prozent pro Woche betragen, selbst wenn solche Akkus nach der
Ladung noch
ihre Nennkapazität erreichen.
Solche Nachteile gibt es bei modernen ENELOOP (LSD-NiMH-Akkus) nicht
mehr,
die verlieren ein Monat nach Ladende nur max. 10 Prozent und
danach noch 10 bis max. 15
Prozent ihrer Ladung nach einem Jahr, (bei 20 °C
Umgebungstemperatur). Meine persönlichen Messergebnisse an 4
Stück zweijährigen HR-3UTGA Eneloop Akkus, ergaben sogar
wesentlich bessere Resultate. Mit solchen Energiespeichern kann man
auch weitgehend gefahrlos 10 zellige Akkublocks anfertigen, weil es
keine kritischen Kapazitätsstreungen mehr gibt!
Erreicht werden diese positiven Eigenschaften durch eine neue
Superkristallgitter-Legierung (Superlattice Alloy) als ein
wasserstoffbindendes Material für die Kathode von NiMH-Akkus
und durch eine geänderte Nickelhydroxid-Legierung für die
Anode. Beides reduziert den chemischen Zerfall und beugt somit der
Selbstentladung vor. Der einzige nicht nennenswerte Nachteil,
ist geringfügig kleinere
Kapazität! Während herkömmliche NiMH-Akkus im AA-Format
(Mignon) bis zu 3000 mAh vorlügen, speichern gleich
große ENELOOP LSD-NiMH-Akkus nur ungefähr 2000 mAh. Es gibt
auch teurere ENELOOP mit 2500 mAh,
allerdings mit wesentlich höherer Selbstentladung, deshalb
empfehle ich solche Zellen nicht. ENELOOP LSD-NiMH-Akkus werden bereits
mit ca. 70 bis 80% (vor)geladen verkauft und können
daher sofort benutzt werden, was bei Verwendung einzelner Akkus als
Satz wegen der meist ungleichen Anfangsladestände nicht
wirklich empfehlenswert ist. Allerdings muss man vorgeladene NiMh Akkus
nicht formieren und kann sie sofort aufladen.
Die Spannungslage wurde bei
ENELOOP Akkus optimiert und liegt höher als bei klassischen
NiMh Akkus. So beträgt die Leerlaufspannung nach frischer Ladung
knapp 1,4 Volt pro Zelle und ein 10er Akkublock kann an 14,4 Volt Kfz
Ladeschlußspannung nicht überladen werden. Die
Entladungskurve
verläuft auch flacher, so dass selbst bei niedrigem Ladeniveau die
Zellenspannung noch über 1,2 Volt beträgt. Weil ENELOOP-Akkus
auch einen sehr geringen Innenwiderstand haben, können mit diesen
kleinen AA Akkus auch kurzzeitig stromhungrige Komponenten wie
Zweiklanghupen oder Kompressorfanfaren bis max. 10 Ampere Nennstrom, an
Motorrädern versorgt werden.
Wie kann
man NiMH Akkus am sichersten zerstören :
Langzeitlagerung
von leeren NiMH Zellen: Die Zellen zerstören sich
chemisch selbst
überladen:
Selbst geringe überladung kann die Zelle schädigen
Tiefentladen
eines Akkupacks: Dadurch werden die schwächsten
Zellen umgepolt und dauerhaft zerstört
mit zu
hohen Strömen entladen: Die Zellen werden durch
große Hitzeentwicklung zerstört
So muss
man NiMH Zellen
behandeln um lange Zeit Freude an ihnen zu haben:
Genaues
Beobachten des Ladevorgangs bei Ladegeräten mit Delta-Peak
Abschaltung.
Schonendes Entladen
von Akkupacks nur bis zur minimalen Entladeschlußspannung von
0,85 Volt.
Bei hohen
Entladeströmen unbedingt die Temperatur beobachten.
vor Lagerung
die Akkus immer Volladen.
Geladen
werden NiMH Akkus nach dem gleichem Prinzip wie NiCd Akkus. Leider ist
der Spannungsverlauf an NiMH Akkus so flach, dass die Delta-Peak
Erkennung bei kleineren Ladeströmen oft zum Glücksspiel wird. Man sollte daher neue
Akkus während der ersten Ladevorgänge immer genau
beobachten und die Temperatur fühlen. Erwärmt sich der Akku auf
über 40 Grad (beginnt sich unangenehm anzufühlen) ohne dass die
Delta-Peak Abschaltung anspricht, so muß der Ladevorgang unbedingt manuell
unterbrochen
werden. Dieses Problem ist leider weit verbreitet und es hat schon
etliche NiMH Akkus in die ewigen Jagdgründe
befördert.
Funktioniert die Delta-Peak Abschaltung einige Male
zuverlässig,
so kann man bei diesem Akku darauf vertrauen. Andere
Zellen müssen aber wiederum Anfangs genau beobachtet werden.
Andererseits kann die Delta-Peak Abschaltung auch zu früh
abschalten, lange bevor der Akku wirklich voll ist.
Ein
häufiger
Streitpunkt ist der Memoryeffekt. NiMH Zellen haben keinen
Memoryeffekt, behaupten die Hersteller und können daher
jederzeit problemlos nachgeladen werden. In der Praxis kann man nach
längerer Einsatzzeit von klassischen NiMh Akkus schon eine Art Memoryeffekt
(Lazy-Battery-Effekt)
feststellen, wenngleich auch bei weitem nicht so stark wie an NiCd
Akkus. Daher empfiehlt sich auch bei NiMH Akkus diese gelegentlich zu
Entladen und wieder neu Aufzuladen.
Klassische NiMH-Akkus sind
für den Betrieb bei Temperaturen unterhalb von 0 °C
(beispielsweise an Kraftfahrzeugen) ungeeignet, falls man
stromfressende Glühlampen betreiben will. Bereits bei
Annähern an den Gefrierpunkt weisen sie deutliche
Kapazitätsverluste auf, bei Minus 20 °C werden sie vollkommen
unbrauchbar, außer man betreibt damit beispielsweise
energiesparende Leuchtdioden. Für moderne ENELOOP-LSD Akkus, gelten diese thermischen Grenzwerte
nicht mehr.
NiMH-Akkus
reagieren wie bereits
erwähnt sehr empfindlich auf überladung, überhitzung,
falsche Polung und Tiefentladung mit verbundener Umpolung. Dadurch
altern sie extrem schnell, dies hat aber nichts mit Memory-Effekt zu
tun und lässt sich auch nicht mehr rückgängig machen.
Vollständiges Entladen (bis auf unter 1 Volt pro Zelle, gemessen
unter höchstzulässiger Last) oder häufiges Laden und
Entladen, verringert stattdessen
lediglich die Lebensdauer wegen der beschränkten Zahl
möglicher Ladezyklen. Erhöht werden kann die Lebensdauer,
indem man beim Laden bzw. Entladen, nicht die Grenzen der chemischen
Reaktion ausreizt.