Langzeiterfahrungen
mit NiCd und NiMH Akkus
NiCd
Akkus sind trotz ihres Memory-Effekt, der weitgehend bei
falscher
Behandlung auftritt, für Hochstromanwendungen sehr robust.Die
alte
Hauptursache für den Memory Effekt, nämlich die
Bildung von
Ni5Cd21 an der Cadmium-Elektrode kommt angeblich bei jüngeren
NiCd
Akkus nicht mehr vor.
NiMH kennen auch eine Art
Memory-Effekt,
welcher als Lazy-Batterie-Effekt bekannt ist. Es ist ähnlich
mit
dem noch immer bei jüngeren NiCd auftretenden Problem. Dieser
Effekt tritt an der Nickel-Elektrode auf. Er äußert
sich
aber nicht direkt in einer verminderten Kapazität, sondern in
einer etwas geringeren Spannung der Zelle. Dadurch wird der
Abschaltpunkt bei modernen Geräten (beispielsweise
Digcams), deutlich früher erreicht, was einer
geringeren
nutzbaren Kapazität gleichkommt. Allerdings tritt das
Problem
nicht so schnell und bei weitem nicht so stark, wie der alte
Memory-Effekt bei NiCd Akkus auf. Auch ist es leichter wieder zu
beseitigen, wenn der Akku regelmäßig gewartet
wird.
Es
gibt bei NiMH Akkus auch einen Alterungsprozess der den sogenannten
Lazy-Batterie-Effekt, der eine nicht umkehrbare Form zur Folge hat! Im
Jahr 2003 erwarb ich
10
Stück 1,2 Volt
2000 mAh NiMH AA Zellen
von FRIWO,
welche damals als deutsche Qualitätsprodukte mit hoher
Kapazität gelobt wurden. Diese Akkusätze litten schon
2 Jahre
später in meinen Digitalkameras unter
überdurchschnittlich
hoher Selbstentladung und man konnte nur unmittelbar nach dem laden
mehr als 25 Bilder in Folge machen! Meine guten alten Sanyo Twicell
1600 mAh NiMH Akkus aus dem Jahr 2000, haben auch 3 Monaten
nach der letzten Ladung noch beinahe die volle Kapazität! Jedoch
sind diese Zellen mit den Jahren auch etwas hochohmiger geworden. Das hat
zur Folge, dass die Spannung der Zellen unter Last etwas
zusammenbricht, so dass mit der Digitalkamera weniger Bilder
möglich sind, als noch in jungen Tagen. Besonders bei tiefen
Temperaturen kommt dieser Effekt sehr negativ zur Geltung.
Für
Digicams und Modellbautechnik mit hohem Strombedarf, sind NiCD Akkus
bei fachgerechter Behandlung eindeutig die bessere Wahl. Der NiCd
Memory-Effekt entsteht aber auch nicht alleine durch das
unvollständige Entladen, vielmehr entsteht er durch
regelmäßiges oder dauerhaftes überladen der
Akkus.
Diese Erfahrung konnte ich seit Anfang der 80er Jahre an tausenden
kleinen 3,6 Volt 50 bis 110 mAh NiCd Backup Akkus an Steuerplatinen
für Glücksspielautomaten beobachten,
welche überwiegend mit 5% Konstantstrom als
"Dauer-Niedrigstromladung" dauerhaft bestromt werden. Solche NiCd Akkus
hatten häufig nach 2 bis 4 Jahren das zeitliche gesegnet und
brachten kaum noch 5 mA Strom bei völligen
Kurzschluß. Im direkten Vergleich habe ich zwischenzeitlich
schon zahlreiche 3,6 Volt 50 bis 80 mAh NiMH Akkus
überprüft,
welche seit 1999 die toten NiCD Akkus ersetzen. Diese NiMH Akkus
werden ebenfalls mit ca. 5% Konstantstrom dauergeladen, aber
auch die ältesten Exemplare bringen noch weitgehend
Kurzschlußströme über 200 mA und sind im
Gegensatz zu NiCD Akkus völlig dicht.
Modellflieger
sind überwiegend süchtig, ihre NiCD und auch NIMH Akkus
mit höchstmöglichen Strömen zu laden und den
Ladevorgang in
20 bis 40 Minuten abzuschließen, Kurze Ladezeiten mit hohem
Strom
sind jedoch schädlich und lassen die Akkus schneller altern!
Nach meinen persönlichen Langzeiterfahrungen bin
ich überzeugt, dass man NIMH Akkus
besser langsam mit niedrigen Strömen
lädt, das
hält die chemischen Prozesse in den Zellen in Gang und sorgt
dafür, dass das Elektrolyt völlig
gleichmäßig in
den Zellen verteilt wird. Niedrigstrom Dauerladung
an Primärwicklungen von kontaktgesteuerten
Zündanlagen
ist eine sehr gute und einfache Möglichkeit,
dafür
benötigt man nur eine Gleichrichterdiode, weil der
max. Ladestrom nie über 400 mA ansteigen kann. Die ersten 70% der
Kapazität können mit höherem Strom in
kürzerer Zeit
eingeladen werden als der Rest. Hierbei erfolgt noch keine
Erwärmung des Akkus. Dann kann mit niedrigerem Strom
weitergeladen
werden, da die Zellen sonst zu warm (über +45°C)
werden. Das
Vollladen für die restlichen 30% darf auch die
zehnfache Zeit
benötigen, wie für die ersten 70%. Nur wenige alte
Zweiräder laufen täglich länger als
eine Stunde,
folglich ist mit dieser Lademethode, schädliche
überladung auszuschließen. In den ersten
24h nach
Beenden der Ladung/Erhaltungsladung verliert der
NiMH Akku durch seine internen chemischen Prozesse ca. 5-20% der
eingeladenen Kapazität. Ab dann sind es weitere 10-30% je
Monat.
NIMH
Akkus gelegentlich oder regelmäßig nachzuladen (z.B.
zum
Ausgleich der Selbstentladung), nach nur teilweiser Entladung bei
längerer Lagerung ist im Gegensatz zu NiCD Akkus
nicht schädlich. NiCd sollen bei regelmäßiger
Nutzung alle
1-2 Monate vollständig entladen werden, um den Memory-Effekt
zu verhindern. Erfolgt aber vor jedem Ladevorgang ein völliges
Entladen, verringert man auch die Anzahl möglicher Ladezyklen.
Die Nennkapazität von NiMH soll man nur zu 80% auszunutzen, man
erreicht somit eine erheblich höhere Gesamtzyklenzahl.
Frostige
Temperaturen verringern die Stromabgabe von NIMH Akkus erheblich,
folglich sollte man bedenken, dass sich diese erst wieder auf
zweistellige positive Temperaturen erwärmen müssen,
bevor sie
ihre volle Leistung bringen können. NiCd Akkus kann man bei
Temperaturen zwischen -40°C bis +60°C
benützen, NiMH
leider nur zwischen -20°C bis +55°C. Eine
Ladetemperatur von
+45°C darf der bei NIMH Akkus nie
überschritten werden,
sonst treten irreparable Schädigungen auf, welche die
Kapazität und Zyklenzahl drastisch reduzieren.
Optimal sind
Ladetemperaturen von +10°C bis +25°C, aufladen unter
+5°C
darf nur mit niedrigerem Strom unter 0,2C erfolgen.
NIMH
Akkus sollen nach älterer Literatur über
längere
Zeit nicht leer, aber auch nicht
randvoll geladen, gelagert werden. Die bei voller Ladung ablaufenden
chemischen Prozesse altern den Akku angeblich auch, die optimale
Lagerung erfolgt demnach mit ca. 50% Kapazität und bei
niedrigen
Temperaturen. Tiefentladen von NIMH Akkus galt schon immer offiziell
als Todsünde, nur NiCd Technik sollte derartige
Vergewaltigungen
als einziger Akkutyp überhaupt verkraften.
Für Bleiakkus
gilt erfahrungsgemäß eine einzige Tiefentladung bei
längerer Lagerung als irreparables Todesurteil, im Vorjahr
(Oktober 2006) bemerkte ich dass 4 Stück von meinen
10 FRIWO
2000 mAh AA Zellen
auf 0 Volt tiefentladen waren, weil ich sie aufgrund der oben
beschriebenen schlechten Erfahrungen schon länger nicht mehr
nützte. Folglich ließ ich sie noch
vorsätzlich bis Dezember 2007 unbehandelt
liegen und
ermittelte bei der letzten Messung 8 Stück 0 Volt Zellen.
Nach offiziellen Schulwissen sollten diese Akkus vollkommen
unbrauchbar sein, da ich
aber eher ein ungläubiger und von marktwirtschaftlicher
Werbung sogar ein unbeeinflussbarer Mensch bin, unterzog ich diese
Akkus ausführlichen
Tests.
Alle Null Volt Zellen brauchten bei 0,5
Ampere Ladestrom teilweise über 5 Minuten bis die
Klemmenspannung wieder über 1,2 Volt anstieg,
anschließend erfolgte 14 stündige Niedrigstromladung
mit jeweils 200 mA Ladestrom. Nach der Ladung lagerte ich alle Zellen
48 Stunden und konntrollierte anschließend deren
Leerlaufspannung, welche zwischen 1,27 bis 1,33 Volt lag. Dann erfolgte
5 minütige Belastung an 0,33 Ohm
Leistungswiderständen bei durchschnittlich 3,5 Ampere Strom.
Der schwächste NIMH Akku brach nach dieser Zeit auf 1,13 Volt
zusammen. Anschließend erfolgte noch eine
Kurzschlußprüfung an einem Amperemeter mit zwei 1
Meter langen 1,5 mm² Messleitungen, dabei konnte ich noch
Kurzschlußströme zwischen 7,3 bis max. 8,6 Ampere
messen. Diese Parameter sind für moderne
Hochleistungsgeräte unbrauchbar, aber reichen noch sehr lange
zu Stromversorgung von LED-Blinker, LED-Signalleuchten, Signalhorn usw.
an einspurigen Kraftfahrzeugen.
Die
Selbstentladungsrade wird sich aufgrund der langzeitigen 0 Volt
Lagerung garantiert drastisch verschlechtert haben, würde aber
an Kraftfahrzeugen welche man regelmäßig bewegt
nicht wirklich auffallen. Dagegen habe ich schon zahlreiche erheblich
jüngere verwahrloste und derb sulfatierte Bleiakkus erlebt,
welche schon 12 Stunden nach Unterbrechung des Ladestromes wieder auf
Null Volt entladen waren. Auch an vergleichbare Entladeströme,
wäre bei vergammelten Bleiakkus niemals zu denken.
Fazit: NiMH Akkus sind
vielfach besser, als ihr teilweise schlechter Ruf!