Erstellt, am
10.01.2018 Letzte Änderung, am 12.06.2018
Was versteht man unter unerwünschter Selbstentladung und stillen
Stromverbrauchern?
Selbstentladungen sind unerwünschte automatische Vorgänge,
welche dazu führen, dass sich Batterien und Akkumulatoren mehr
oder weniger schnell entladen, auch wenn alle elektrischen Verbraucher
abgeschaltet sind. Die Selbstentladerate gehört deshalb zu
den wichtigsten Kenndaten von Batterien und Akkumulatoren aller Art
Ursachen für Selbstentladung sind Nebenreaktionen im
Energiespeicher, oder mit zunehmender Alter und hohen Ladungsdurchsatz
auch allmählich entstehende interne Kurzschlüsse.
Nebenreaktionen am Elektrodenmaterial führen auch dazu, dass das
elektrochemisch aktive Material allmählich verbraucht wird und
dann nur noch eingeschränkt für die Entladereaktion zur
Verfügung steht. Interne Kurzschlüsse treten unter
anderem auf, wenn schadhafte Separatoren ihre isolierenden
Aufgaben nicht mehr so zuverlässig wie in jungen Tagen
erfüllen.
Der natürliche monatliche Kapazitätsverlust an Bleiakkus von
Kraftfahrzeugen, beträgt je nach technischem Zustand und
Umgebungstemperatur, zwischen 3 bis 100 % seiner möglichen
Speicherkapazität. Die Geschwindigkeit der Selbstentladung ist
nicht nur von der Lagerzeit alleine, sondern auch stark
temperaturabhängig. Als gültige Faustregel kann man
annehmen, dass eine Temperaturerhöhung um 10 °C die
Geschwindigkeit der Selbstentladung annähernd verdoppelt. Tiefere
Temperaturen eignen sich deshalb hervorragend, für längere
Lagerung von "vollgeladen" Bleiakkus!
Viele Schönwetterfahrer erkennen deshalb oft nur schwer den
richtigen Zeitpunkt, wenn man einen Energiespeicher wieder nachladen
sollte. Starterbatterien welche in erster Linie für hohe
Anlasserströme ausgelegt sind, eignen sich sehr schlecht für
tiefe Entladungen. Im schlimmsten Fall reicht schon eine einzige
unbemerkte langsame Tiefentladung, damit der Energiespeicher zu
einem unbrauchbaren Bleibrocken wird. Deshalb sollte
man Energiespeicher von parkenden Schönwetterfahrzeugen immer
sofort nach der letzten Ausfahrt randvoll aufladen und auch dafür
sogen, dass deren Entladetiefe nach Möglichkeit 20%
nicht überschreitet. Dazu ein praktisches Beispiel an einem meiner
Motorräder mit ca. zwei Jahre alten 12 Volt 9 Ah AGM Akku,
welches ich am 10. November 2017
für die lange Winterpause in der Garage abstellte und den
Energiespeicher mit einem IMAX B6 Modellbaulader vollgeladen hatte.
Dieses Motorrad "Kawasaki ZZR 250 von 1991" unterbricht mit dem
Zündschloss noch wirklich alle elektrischen Komponenten, deshalb
gibt es auch keine unerwünschten stillen Verbraucher.
Exakt 2 Monate später (am 10. Jänner 2018)
bei überwiegend tiefen Temperaturen führte ich wieder einen
Ladevorgang mit dem IMAX B6 und bescheidenen 100 mA Ladestrom durch,
wobei der Lader schon nach 5½ Stunden und knapp 550 mAh, bei
14,7 Volt Ladeschlußspannung automatisch abschaltete. Demnach
gingen innerhalb von etwa 1465 Stunden, 550 mAh (oder 6,11%) in Form
von Selbstentladung verloren, was knapp über 9 mAh
täglicher Selbstentladung entspricht. Unter vergleichbaren
thermischen Bedingungen, könnte ich das Motorrad ungefähr
6½ Monate ohne nachzuladen stehen lassen, bis eine Entladetiefe
von max. 20% durch natürliche Selbstentladung erreicht wird. Die
nächste Ladung nach durchschnittlich noch tieferen Temperaturen in
der Garage, erfolgte dann 3 Monate später am 10.April
2018.
In diesem Zeitraum fiel die natürliche Selbstentladung mit 805 mAh
im Durchschnitt noch geringfügig niedriger aus, aber kurze Zeit
später stiegen die Temperaturen sehr schnell an und in letzter
Zeit erreichte die Raumtemperatur in der Garage manchmal bis zu
+26°C. Die letzte Ladung vor der Wiederinbetriebnahme erfolgte
exakt 2 Monate später am 10 Juni 2018.
Die Selbstentladung bei höheren Umgebungstemperaturen fiel
erwartungsgemäß wesentlich höher aus, siehe folgende
Aufzeichnungen:
Mit 1511 mAh Selbstentladung in 61 Tagen, betrug die durchschnittliche tägliche Selbstentladung immerhin schon
stattliche 24,77 mAh,
was beinahe drei mal so hoch wie in den kühlen Wintermonaten davor
war. In diesem Fall wurde das Ziel von max. 20% Entladetiefe mit 16,78%
schon beinahe erreicht und der Zeitpunkt zum vorsorglichen nachladen in
keinem Fall zu früh gewählt.
Das waren bis jetzt optimale Bedingungen, aber viele jüngere
Motorräder können die Versorgungsspannung am Laderegler nicht
wegschalten und dann verpuffen zusätzlich täglich
ungefähr 25 mAh aus dem Energiespeicher. In so einem Fall (wie bei
zahlreichen Motorrädern mit 5 poligen Drehstromreglern),
hätte bei diesen nach zwei Monaten schon über 30% Ladung
eines intakten 12 Volt 9Ah AGM Akkus gefehlt. Solche Werte sind noch
nicht tödlich, aber für Starterbatterien auch nicht mehr
gesund. Nun stelle man sich vor, dass ein Motorrad mit kleinen
elektrischen Dauerverbraucher vor zwei Monaten bei 80% Entladetiefe
abgestellt und dessen Energiespeicher nicht nachgeladen wurden. Dann
wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit eine neue Starterbatterie
fällig, weil die andere still an Mangelladung und
anschließender Tiefentladung starb!
Noch schlimmer sind fragwürdige moderne Computernetzwerke auf 4
Rädern, welche beim parken nicht selten dauerhaft über 50 mA
Strom aus der Starterbatterie verbraten. In jedem Fall wäre dann
auch ein neuer großzügiger 12 Volt 70 Ah Bleiakku, nach
2 Monaten Dauerparken garantiert tiefentladen und wahrscheinlich auch
zerstört.