Erstellt, am 15.06.2009
Letzte Änderung, am 01.08.2012
Wartungstips für kontaktgesteuerte Magnetzündergeneratoren
In dieser Zusammenfassung werden Funktionsweise und Wartungsarbeiten
für kontaktgesteuerte Magnetzündergeneratoren beschrieben.
Elektrotechnische und physikalische Grundkenntnisse sollten vorhanden sein,
um diese Literatur zu verstehen und eigenes Fachwissen zu erweitern. Wer
damit überhaupt nicht klar kommt, soll fachkundige Personen
für Servicetätigkeiten konsultieren. Ich freue mich auch immer
über
kritische und ergänzende Hinweise, oder Vorschläge zur besseren
allgemeinen Verständlichkeit von technischen Abhandlungen, falls etwas
unverständlich formuliert wurde. Je mehr Feedback auf diese Weise
zurück kommt, um so besser kann ich das bei späteren
Änderungen in die Texte einbinden.
Alle, denen diese Informationen hilfreich waren, können sich
hier
mit einem Trinkgeld für den Fortbestand, künftige Erweiterungen und Aktualisierung meiner
Webseite erkenntlich zeigen.
An richtig alten Mopeds und kleineren Motorrädern, sorgen meistens unterbrechergesteuerte
Magnetzündergeneratoren für den nötigen Zündfunken zur richtigen
Zeit. Das erfordert auch korrekte Wartung, damit es für längere Zeit so bleibt. Häufig
erreichen mich in diesem Zusammenhang Fragen wie: "Welche Aufgaben
erfüllt der Kondensator?", "Warum funkt es am Unterbrecherkontakt?", Was versteht man unter "
Abrißmaß?", usw...
Beim öffnen von stromdurchflossenen Kontakten und vor allem im Zusammenhang mit Spulen entsteht
naturgemäß ein öffnungsfunke. Die Selbstinduktionsspannung der
primären Zündgeneratorspule reicht aus, um die Luftstrecke zwischen den sich gerade
öffnenden Unterbrecherkontaktflächen zu ionisieren. Zur Verhinderung
dieses öffnungsfunkens ist parallel zu den Unterbrecherkontakten ein Kondensator (von durchschnittlich
0,25µF) geschaltet, der einerseits die Funkenbildung verringern und
andererseits mit der Primärspule einen Schwingkreis bilden soll, welcher mit der Sekundärspule
in
Resonanz
schwingt. Auf diese Weise wird die Energieübertragung vom "Primär" auf den "Sekundärkreis"
optimiert und auch der Zündfunke verstärkt. Sobald sich die
Unterbrecherkontakte öffnen, nimmt der Kondensator elektrische Ladung auf, was die momentane Spannung
an den Kontakten soweit absenkt, dass die kleine Luftstrecke nicht
mehr überschlagen kann. Bis der Kondensator jedoch vollständig aufgeladen ist, sind die
Unterbrecherkontaktflächen schon so weit geöffnet, dass kein
öffnungsfunke mehr entstehen kann. Die Bildung schwach sprühender Funken kann
aber nicht völlig verhindert werden, deshalb darf bläuliches und
auch gelegentlich leicht gelbliches "Kontaktsprühen" sichtbar sein. Falls das
Abrißmaß falsch justiert ist und deshalb beim öffnen der Kontakte höhere
Ströme fließen, erkennt man häufig eher kräftigere unregelmäßige gelbliche,
spritzende Funkenerosion, welche auch ein technisch einwandfreier
Funkenlöschkondensator nicht ausreichend unterdrücken kann.
Zum leichteren verarbeiten dieser geballten
Informationen, erst mal eine einfache Zusammenfassung:
Also, zum einen unterdrückt der Kondensator
das bläuliche
Funkenfeuer
an den Kontakten und wird deshalb auch "Funkenlöschkondensator
" genannt. Zum anderen verstärkt er auch den Zündfunken, indem er seine gespeicherte Ladung
zusätzlich an die Zündspule abgibt. Ohne diesen Kondensator würde
starke Funkenerosion
, die Unterbrecherkontakte innerhalb kürzester Zeit unbrauchbar machen. Aufgrund der
unregelmäßigen Nachbrenndauer von unerwünschten Lichtbögen,
würde auch der ZZP verzögert und die mögliche Hochspannung für die Zündkerze
erheblich verringert.
Weil der Zusammenbruch des Magnetfeldes beim öffnen der Unterbrecherkontakte in sehr kurzer
Zeit erfolgen soll, wäre das mit energiereichen Lichtbögen an den
Kontakten nicht vereinbar. Der Stromfluß zwischen den Kontakten kann nicht unterbrochen werden und
ein schlechter oder defekter Kondensator kann auch die Ladung nicht
aufnehmen. Auf der anderen Seite könnte die Hochspannungswicklung nur sehr schwache Zündfunken
erzeugen, welche aber erst nach abreißen der unerwünschten
Lichtbögen erfolgen.
Die Kontaktflächen des Unterbrechers müssen immer sauber sein und der Schmierfilz für die
Steuernocke sollte nie trocken werden. Die Lauffläche der Nocke am Polrad soll
unbedingt glatt und frei von Korrosion sein. Rost schleift sonst das Gleitstück des Unterbrechers
bei höheren Drehzahlen im Zeitraffer nieder, so dass auch dessen
Kontaktabstand schnell abnimmt und auch das Abrißmaß verändert.
Jüngere kontaktgesteuerte Magnetzündergeneratoren der frühen
80er Jahre gelten bis max. 8000
Upm Motordrehzahl
als sehr zuverlässig, auch deren
Generatorleistung wurde im Gegensatz
zu älteren Anlagen schon weitgehend
verbessert. Viele alte Magnetzündergeneratoren wurden über
die Jahrzehnte durch Vibrationen, starke Temperaturschwankungen und Einfluß von verdorbenen
Kraftstoffen arg in Mitleidenschaft gezogen. Wenn damit wieder eine zuverlässige
Funktion erwartet wird, ist eine gewissenhafte überholung unerlässlich.
Funkenlöschkondensatoren mit biblischen Alter oder offensichtlich eingebrannte Unterbrecherkontakte sind
unbedingt gegen passende Neuteile in brauchbarer Qualität zu ersetzen,
damit schließt man die häufigsten schleichenden Fehlerquellen für längere Zeit aus.
Der Funkenlöschkondensator ist überwiegend in die Trägerplatte eingepresst,
es ist aber auch möglich einen externen impulsfesten "MKP"
Folienkondensator zwischen Masse und Abstellerkabel (Primärstromkreis vom
Zündgenerator) anzuschließe
n.
Beim Ersatz (egal welcher Bauform) kommt es nur auf die richtige Kapazität (erfahrungsgemäß
zwischen 0,15 bis max. 0,50 Mikrofarad) und ausreichende Spannungs-
bzw. Schaltfestigkeit an. Im Gegensatz zu kostengünstigen "MKT" Kondensatoren, überstehen
impulsfeste "MKP" Kondensatoren auch
satte Kurzschlüsse bei hohen Entladeströmen unbeschadet, was bei
billigsten Nachbau-Einpresskondensatoren leider nicht immer der Fall ist. Beim Austauschen von
Einpresskondensatoren sollte man unbedingt darauf achten, dass das Kondensatorgehäuse
nicht beschädigt und auch der Lötanschluß keinesfalls überhitzt wird. Hilfreich sind
passende Führungshülsen (Zur Not eine passende Stecknuß), welche
die Kraft gleichmäßig über das Gehäuse verteilt. Außerdem soll die Grundplatte
vor Montage- und Demontagearbeiten auf ca. 100°C vorgewärmt werden.
Uralte innenliegende defekte
Zündspulen (bis Anfang der 60er Jahre) könnte man mit dem nötigen
technischen Sachverstand, ausreichender Geduld und Verwendung einer geeigneten Lagenwickelmaschine,
hochwertigen Kupferlackdraht und Isoliermaterial auch noch selber reparieren, was
aber mit Ausnahme für technische Museen nicht wirklich sinnvoll wäre. Bei seltenen oder exotischen
Bauformen vergossener und auch unvergossener defekter Zündspulen wäre
es sinnvoll, auf das bestehende Ankerblech eine niederohmige
primäre
Zünderregerwicklung anzufertigen und eine externe Zündspule
(Zündtransformator) außerhalb
des Motorgehäuses zu montieren. Werden alte
Edelvorräte, welche als Erhaltungswürdig befunden wurden, fachgerecht im Ultraschallbad gereinigt bzw.
desinfisziert, ist anschließend eine mindestens 10 stündige
Trocknung bei max. 90 bis 105°C im Heißluft Trockenschrank nötig, um spätere
Restfeuchtigkeit zuverlässig auszuschließen!
Richtige Einstellung ist sehr wichtig
Nach dem Zusammenbau von Magnetzündergeneratoren (vor allem bei sehr alten und schwachen
Zündgeneratoren), sollen natürlich in der richtigen Reihenfolge
Unterbrecher-Kontaktabstand und Zündzeitpunkt neu eingestellt werden. Stammen Grundplatte oder
Polrad von einem anderen Fahrzeug, oder sind keine Einstellmarken mehr
sichtbar, dann müssen diese neu ausgemessen und auf dem Polrad markiert werden. Als Erster Schritt soll
das
Polschuh-Abrißmaß
justiert werden.
Dazu wird der Kontaktabstand im Bereich zwischen 0,2 bis max. 0,6 mm eingestellt und das korrekte
Abrißmaß beim öffnungszeitpunkt der Kontakte ermittelt, bzw. fixiert.
Meist gaben die Hersteller den Wert für den idealen Kontaktabstand zwischen 0,3 bis max. 0,5
mm an, wird in diesem Toleranzbereich das korrekte Abrißmaß
nicht erreicht, dann eben mit 0,2 bis max. 0,6 mm Kontaktabstand versuchen!
Nach dessen Einstellung mit Hilfe einer Fühlerlehre, wird die "Unterbrecher-Trägerplatte" leicht
festgezogen und erst anschließend der Zündzeitpunkt kontrolliert.
Die folgende Tabelle zeigt die Einstellwerte einiger bekannter
Magnetzündergeneratoren der 50er bis früheren 60er Jahre.
.
Abrißmaße für alte Zündanlagen |
Hersteller |
Typ |
Abrißmaß
|
Bosch |
LM/UT |
1/142/27
1/142/30
1/154/30
1/154/45
|
7,5 - 11 mm |
Noris |
ULZu |
1/143/18
1/143/36
|
4 - 7 mm |
Siba |
alle
|
10 - 12 mm |
Dazu das Polrad in Motorlaufrichtung soweit verdrehen, bis die neu übertragene Markierung für den
Zündzeitpunkt exakt mit der Markierung am Gehäuse fluchtet. Gibt es
größere Abweichungen, dann wird die Grundplatte in ihren Langlöchern verdreht, bis
die Unterbrecherkontakte bei den
Markierungen zu öffnen beginnen.
Beim drehen des Polrades in Motorlaufrichtung müssen die Kontakte gerade öffnen, wenn
die Marke für den Zündzeitpunkt die Gehäusemarke passiert.
Ist eine erneute geringfügige Korrektur notwendig, kann diese auch durch Verstellen des Kontaktabstandes
innerhalb der angegebenen Toleranzen vom Abrißmaß erfolgen.
Genügt das nicht, muss die Grundplatte erneut verdreht werden, wofür man bei manchen
Magnetzündergeneratoren auch das Polrad demontieren muss!
Sollten sich keine passenden Einstellungen finden lassen, stammen möglicherweise Polrad, oder
Stator-Grundplatte von anderen Motoren mit manchmal sogar entgegengesetzter
Drehrichtung? Vielleicht liegt es auch an nicht passenden Unterbrecherkontakten, einem verschlissenem
Gleitstück, oder die Kontakte waren schon zu weit erodiert und sind
stümperhaft nachgefeilt worden. Sollte nach gewissenhafter Durchführung aller Einstellungen die
Zündleistung bzw. Zündspannung trotzdem zu niedrig sein, könnte
auch die Feldstärke der Magneten an richtig alten Polrädern, durch Alterung oder falsche Lagerung
stark nachgelassen haben.