Erstellt, am 20.11.2005
Letzte Änderung, am 04.04.2017
Fehlereingrenzung und Instandsetzung an Motoplat Zündungen aus den 80er Jahren, mit Stahlrotor
In dieser Analyse wird die allgemeine Funktionsweise und auch mehrere Möglichkeiten zur
Instandsetzung beschrieben. Elektrotechnische und
physikalische Grundkenntnisse, oder mindestens ein gesunder Hausverstand sollten vorhanden sein,
um diese Literatur zu verstehen und eigenes Fachwissen
zu erweitern. Wer mit Elektrotechnik völlig auf Kriegsfuß steht, sollte fachkundige
Personen für Servicetätigkeiten konsultieren.
Ich freue mich immer über kritische und ergänzende Hinweise, oder Vorschläge
zur besseren allgemeinen Verständlichkeit von
technischen Abhandlungen, falls etwas unverständlich formuliert wurde. Je mehr Feedback
auf diese Weise zurück kommt, um so besser kann
ich das bei späteren Änderungen in die Texte einbinden.
Alle, denen diese Informationen hilfreich sind, können sich
hier
mit einem Trinkgeld für den Fortbestand, künftige Erweiterungen und Aktualisierung meiner Webseite
erkenntlich zeigen.
Viele Altmetall-Fahrer denken nicht zu Unrecht an das berühmte Sprichwort
"Motoplat macht den Motor platt"
, wenn sich ihre Zündanlagen zufällig oder dauerhaft
weigern, ihrer Aufgabe
"der Zündfunkenerzeugung"
nachzukommen. Besonders ärgerlich, wenn man weit entfernt liegenbleibt und kein passendes
Ersatzteil dabei hat. Für derartige Fehler sind erfahrungsgemäß
fehlerhafte Dioden, defekte Widerstände, oder auch schlechte Lötstellen am Zündimpulsgeber vom
Stator verantwortlich. Manchmal ist auch die Zündspule
(Zündschaltgerät bzw. Zündconverter) defekt, oder es treten in seltenen Fällen sogar mehrere
Fehler gleichzeitig auf! Um den Thyristor im Zündschaltgerät
noch anzusteuern, reichen schon wenige Milliampere Strom, was fehlerhafte Dioden oder zu hochohmige
Widerstände unter Grenzbedingungen noch irgendwie schaffen. Deshalb merkt
man solche Probleme meistens erst wenn entweder der Motor ausgeht, oder es dreimal pro Umdrehung zündet! Wer
ein Multimeter mit Diodentest besitzt, kann als Schnelldiagnose
die Fluss-Spannung der Dioden in beiden Richtungen
überprüfen.
In der gedämpften Stromrichtung beträgt der Spannungsabfall mit ein Milliampere
Prüfstrom beispielsweise 527 mV und wenn man die beiden Prüfkabel
(rot und schwarz) vertauscht, wird die Fluss-Spannung der anderen Diode (ohne 30 Ohm Widerstand) gemessen,
der Spannungsabfall (bzw. die Flußspannung der Diode) sollte dann
etwa 500 Millivolt betragen! Die angegebenen Flußspannungen sind aber nur Richtwerte, weil auch stark
temperaturabhängig. Falls aber eine der beiden Flußrichtungen
keinen vernünftigen Messwert oder unendlich hohe Fluss-Spannung ergibt, ist der Fehler eindeutig
lokalisiert.Weil diese Messungen nach diversen Rückmeldungen nicht immer auf
Anhieb verstanden wurden, ergänze ich diese Beschreibung noch mit zwei weiteren Bilder von einem nachweislich
defekten Zündimpulsgeber.
An der linken Messung sind die Messwerte vom gedämpften Zündimpulsgeberstromkeis mit 616 mV bzw. 0,616
Volt geringfügig zu hoch, rechts wurde der ungedämpfte
Zündimpulsgeberstromkreis mit vertauschten Meßstrippen überprüft. Der Messwert von
üppigen 1,965 Volt zeigt offensichtlich, dass dieser Prüfling
garantiert defekt ist und unbedingt repariert werden muss. Wer dafür erst ein kompaktes
Multimeter mit Diodentest und anderen nützlichen Funktionen für kleines Geld anschaffen will, kann mit
dem abgebildeten ANENG AN8001 aus China nichts falsch
machen. Bei diesem Gerät handelt es sich um eine verbesserte Klone vom früher ca. 100 $
teuren FLUKE 101 und wird derzeit auf Online Marktplätzen
wie eBay oder Amazon, überwiegend unter 15 Euro angeboten. Die Diodenprüfung erfolgt am AN8001 mit
durchschnittlich 1,5 Milliampere Prüfstrom, deshalb
zeigt es auch geringfügig höhere Flußspannungen als Messgeräte mit nur 1 mA
Prüfstrom an. Aus diesem Grund muss man die gemessenen Flußspannungen
immer als ungefähre Richtwerte betrachten, werden aber Messwerte in Richtung 0,70 Volt oder noch höher
angezeigt, liegt garantiert ein Fehler am Zündimpulsgeber vor!
Folgendes Bild zeigt einen linksdrehende Motoplat Stator wo die Impulsgeberplatine schon freigelegt, bzw.
chirurgisch vom Gießharz befreit wurde:
Zur besseren Orientierung habe ich die angelöteten Bauteile und Kabel eingezeichnet, denn wer die Schaltung
unter der roten Vergußmasse und dessen Funktionsweise nicht kennt
oder annähernd versteht, weiß wahrscheinlich nicht wonach er messen soll?
Wie funktioniert die Triggerung und der
Zündgenerator?
Zwei symmetrische Steuerspulen sind im entgegengesetzten Wicklungssinn
geschaltet. Wenn nun abwechselnd die mit
N
+
S
magnetisierten Polflächen des Polrades an den beiden Steuerankern
(das sind die beiden übereinander liegenden 3 mm
dicken runden Stahlstifte)
synchron vorbeilaufen, werden in deren Spulen entgegensetze Spannungen und Ströme erzeugt. Eine Steuerspule
lässt positive und die andere nur negative Impulsströme
über die jeweilige Gleichrichterdiode fließen, treffen positive und negative Ströme aufeinander,
wird die erzeugte Energie gegenseitig kurzgeschlossen und somit
aufgehoben. Nur im Moment der richtigen überschneidung beider Steuerzungen im Polrad, wird die negative
Spannung kurz abgeschaltet und es entsteht ein kurzer positiver
Triggerimpuls. Am positiven Impulsgeber befinden sich ein zusätzlicher Widerstand mit ca. 30 Ohm, oder wie
bei der oben abgebildeten Bauform, zwei 15 Ohm Widerstände in
Reihenschaltung. Folglich dominieren immer die negativen Impulse und gewährleisten ein sicheres löschen
des Thyristors, nach jeder Zündung.
Der kurze positive
Steuerimpuls
zündet den Thyristor im Zündkonverter, welcher die gespeicherte Energie des Ladekondensators in die
Primärwicklung der Zündspule drückt, der Zündfunke
leitet dann zum richtigen Zeitpunkt die Verbrennung ein. Damit diese einfache und präzise Steuerung auch
erwartungsgemäß funktioniert, müssen das Polrad und der
Stator unbedingt für die passende Drehrichtung gepaart sein. Bei verkehrter Drehrichtung oder gemischten
Komponenten zündet entweder gar nichts, oder das ganze funktioniert
irgendwie zufällig und sehr schlecht.
Zu verlockenden eBay Angeboten von derartigen Gebrauchtteilen oder sogar "ungebrauchten Altlagerbeständen"
soll man (ausnahmsweise bei unwiederstehlich günstigen Preisen)
allgemein misstrauisch sein, nur wenige private Verkäufer (häufig Schrotthändler) wissen
wirklich was sie anbieten und schließen Gewährleistung oder
Rücknahme meistens aus! Oft findet man utopische Artikelbeschreibungen mit Zauberworten wie
"passend für Hercules, Kreidler Puch, Zündapp..."
, welche im realen Leben schon aufgrund unterschiedlicher Drehrichtungen keinesfalls der Wahrheit entsprechen
können, technisch geprüft sind derartige Komponenten selten
bis gar nicht! Folgende "erfolgreiche" ältere eBay Auktion, zeigt beispielsweise ein
linksdrehendes 6 Volt 35/30/10 Watt Zündapp Polrad und einen rechtsdrehenden 6 Volt 35/30/10 Watt Sachs
Stator
, der (un)glückliche neue Besitzer kann diese Kombination (auch wenn die Teile funktionieren sollten)
keinesfalls nützen. Gelegentlich findet man in diesem großen
virtuellen Auktionshaus auch noch ungebrauchte Altlagerbestände, wo mögliche Interessenten mit
Nachdruck aufgefordert werden
"letzte Chance, unbedingt sehr viel Geld dafür bieten..." !
Wer in solchen Fällen auf einbaufertige Neuteile wie vor 30 Jahren vertraut, wird oft eines
besseren belehrt. Metalllegierungen wie Lötzinn unterliegen
nach Jahrzehnten leider auch Materialermüdungsschäden (brüchige Lötstellen). Lötzinn
wird nach vielen Jahren von selbst härter und verändert
seine Oberflächenspannung, was zu kaum erkennbaren Haarrissen führen kann.
Bei diesen 6 Volt 35/30/10 und 6 Volt 19/20/10 Watt Motoplat
Statoren für Hercules oder KTM Fahrzeuge kommt es außerdem öfter zu Verwechslungen, weil sie
optisch so gut wie nicht zu unterscheiden sind. Richtig perfekt wird das
Chaos erst, wenn man einen linksdrehenden 6 Volt
19/20/10 Watt Stator von Hercules Supra 3D bei eBay als vermeintliches
Schnäppchen schießt, welcher als begehrter 6 Volt 35/30/10 Watt Typ angeboten wird? Dieser wird mit
rechtsdrehenden Polrädern leider nicht funktionieren und niemand
weiß später warum?
Es gibt auch noch Exoten aus den 90er Jahren, welche mit den hier beschriebenen Typen überhaupt nicht
kompatibel sind. Solche Exemplare findet man beispielsweise an
Ligier Leichfahrzeugen, mit Sachs SC 50 Motoren.
"Infos über Motoplat Zündung für Ligier Optima "
Mit alternativen Prüfmethoden bei bis zu zehnfachen Prüfstrom (an einer externer Stromversorgung),
welcher im normalen Fahrbetrieb nicht vorkommt, könnte man
schleichende Funktionsfehler
(bevor man einen anderen möglicherweise
auch defekten Stator montiert) in manchen
Fällen schon früher erkennen.
Statische Funktionsprüfungen an Zündimpulsgeber und Zündgeneratoren, kann man auch mit 3 einfachen
Messungen durchführen: Zuerst zwei Strommessungen der
Impulsgeber, sowie Dioden und Widerstände. Um auch heimtückische thermische Fehler bestmöglich zu
überlisten, führt man die Messungen immer erst am
tiefgekühlten (-10 bis -18°C kalten) dann am (+100°C) heißen Stator und nach dem abkühlen
noch einmal bei Raumtemperatur durch! Um auch die
Zündgeneratorspule mit ca. 30mA Strom zu belasten, benötigt man für diese Messungen entweder 4
frische 1,5 Volt Batterien, einen geladenen 6 Volt Akkublock,
oder ein stabilisiertes Netzteil (6,0 bis max. 6,5Volt Gleichstrom), zusätzlich einen Widerstand mit 1 Ohm
0,25 Watt (1% Toleranz) und ein Voltmeter. Hier habe ich eine
kleine Meßschaltung für ein einfaches Voltmeter aufgebaut:
Gemessen wird wieder zwischen blauen und schwarzen Kabel des Stators, der Wicklungsanfang vom
Hochspannungsladeanker (Zündgenerator) ist mit dem Statorblech (Masse) verbunden.
Falls am gedämpften Impulsgeber zu wenig oder gar kein Strom fließt,
kann kein Zündfunke
erfolgen
. Ist der ungedämpfte Impulsgeberstromkreis fehlerhaft, dann zündet es
pro Polradumdrehung
3 mal
, was man auch durch leichte Fehlzündungen, (beispielsweise nur ungefähr. 5000 Upm Höchstdrehzahl)
und falschen "ZZP" erkennen kann! Sind alle Meßwerte am Stator
in Ordnung, kann auch ein Fehler in der vergossenen roten Zündspule (Zündkonverter) vorliegen:
Wer stattdessen nur eine 12 Volt Energiequelle zu Verfügung hat, kann solche Messungen auch damit
durchführen. Allerdings verdoppeln sich dann die Ströme, welche man deshalb
nicht länger als nur wenige Sekunden, auf die zierlichen Zündimpusgeber-Spulen einwirken lassen
sollte.
"Infos über defekte Zündspulen"
Handwerklich begabte Techniker mit entsprechendem Grundverständnis könnten derartige Teile auch selber
reparieren, ist aber aufgrund des Gießharzes eher zeitaufwendig.
Für derartige Instandsetzungsversuche ist unbedingt eine regelbare Heißluftpistole nötig, womit
das Gießharz vor dem abtragen auf mindestens
120
bis 150° C
vorgewärmt wird, die gewählte Heißlufttemperatur sollte dafür zwischen 250 bis max. 350°
C justiert werden! Man findet in Diskussionsforen auch Motoplat
Leidensberichte und Erfolgsmeldungen über Selfmade-Instandsetzungen, siehe nur einen Auszug von vielen:
"Hatte ich auch letztes Jahr. Schönen Ausflug mit meiner KS80 Sport gemacht und auf einmal geht sie aus...
und ich bekomme sie einfach nicht mehr an..... Na ja, habe mich dann
auch von meiner Frau wieder "bergen" lassen.... Bei mir wars der Zündstator von der Motoplat Zündung.
Da hat die Motoplat mal wieder den Motor Plat gemacht Ich hab
den Zündstator dann nach Anleitung von Ewald wieder repariert. Jetzt funkt sie wieder...und das auch schon
viele KM...."
Leider haben auch schon zahlreiche Leute (welche ihre handwerklichen Fähigkeiten zu optimistisch
einschätzten) das erste Versuchskaninchen, bei Reparaturversuchen
völlig zerstört! Man darf
auf keinen Fall
beim abtragen des Vergußharzes unter die Impulsgeberplatine vordringen, sondern muß solche Patienten
vorsichtig wie ein rohes Ei behandeln. Werden die dünnen
Anschlußdrähte zu den Impulsgeberspulen versehentlich durchtrennt, dann ist meistens Feierabend.
Deshalb niemals versuchen, die beiden tief im Gießharz eingegossenen
Dioden zu entfernen, sondern nur jeweils eine der beiden Lötverbindungen unterbrechen!
Nach vorsichtigem Abtragen des Gießharzes ist sämtlichen Lötstellen besondere
Aufmerksamkeit zu schenken. Brüchige Lötstellen sind auch
häufig für zeitweilige Funktionsfehler verantwortlich und lassen sich oft nur unter dem Mikroskop als
fehlerhaft erkennen. Ich sauge deshalb altes Lötzinn immer
vorsorglich ab und löte alle Lötstellen auf der Impulsgeberplatine neu, keinesfalls bleifreie Lote
dafür verwenden, damit wären wieder neue Probleme
vorprogrammiert.
In seltenen Fällen oxidieren (aufgrund verdorbenen alten Kraftstoffen) auch Anschlußdrähte zu den
Impulsgeberspulen oder deren Wicklungen, dann lohnt sich die Reparatur
nicht mehr, weil man so eine
defekte Spule
chirurgisch aus dem Harz bergen müsste. Abgebrochene
Wicklungsanschlüsse
neben den
Lötstellen
, kann man mit etwas Geduld wieder reparieren. Mir wurden schon vermurkste Motoplat Statoren nach erfolglosen
Reparaturversuchen zugesendet, wo auch ich nichts mehr retten konnte!
Manchmal erreichen mich auch Fragen, bei welchen offensichtlichen Schäden sich Reparaturversuche noch lohnen
würden, oder unrentabel sind? Eine allgemeine Antwort gibt es
dafür nicht, dafür aber aber dieses klassische Bild:
Wie man am Bild erkennen kann, hat aufgrund defekter Kurbelwellen-Hauptlager, das Polrad schon heftig am Stator
gestreift. Leider glühten auch die Ankerbleche, welche mehrere
Spulenkörper an der Innenseite zum schmelzen brachten. Im Prinzip könnte so ein Stator noch eine
begrenzte Zeit funktionieren, aber ein baldiger Windungsschluß mit
Totalaufall, wäre bei diesem Schaden sehr wahscheinlich. Deshalb lohnt es sich kaum, in so ein Teil noch
wertvolle Zeit zu investieren!
Bitte auch den nächten link aufmerksam lesen, dort geht es um das
eingemachte!
"Wie kann man folgenschwere Sünden
vermeiden"
Unerfahrene Hobbybastler welche sich präzise öffnungen und fachgerechte Lötungen
(Makroaufnahme einer
Reparatur)
auch nach sorgfältigem lesen dieser Reparaturanleitung nicht zutrauen, sollten doch besser die Finger davon
lassen und Personen mit ausreichenden Fachkenntnissen konsultieren!
Folgendes Bild zeigt einen fachgerecht reparierten rechtsdrehenden 12 Volt 130 Watt Stator einer Hercules
Ultra 80, welcher wieder versiegelt wurde:
Wer keine erfahrenen Gießharzknacker kennt, findet auch Hilfe bei einer kompetenten Fachwerkstatt in
Bielefeld
, welche
2 Jahre Garantie
für Reparaturarbeiten gewährt.
Es liegt aber nicht in jedem Fall an der Motoplat Zündanlage wenn der Motor stottert oder nicht starten will,
auch fehlerhafte oder falsche Zündkerzen, verstopfte oder
vermurkste Vergaser, Luftfilter, Auspuffanlagen usw. können dafür verantwortlich sein?
Wer Fragen zu Eigenschaften bzw. Vielfalt unterschiedlicher Motoplat Komponenten hat und nicht sinnlos
sein Geld bei Schrotthändlern in den Sand setzen will, kann
mich telefonisch unter +43 7732 4145 kontaktieren!